«Sitz, Platz, Bleib»…und was ist mit «Danke»?

(inklusive Buchtipp)

 

Viele Menschen erwarten eigentlich nicht sehr viel von ihrem Hund, oder? Er soll nur die einfachen Kommandos wie «Sitz, Platz und Bleib» kennen und kommen, wenn man ihn ruft. Natürlich wünschen sich fast alle, dass der Hund ausserdem nichts vom Tisch klaut und fremde Menschen nicht anspringt, aber das ist ja normal. Und es wäre ganz schön, wenn er nicht jagen würde und am Gartenzaun keine vorbeilaufenden Hunde ankläfft. Naja, und wenn wir grad dabei sind, wäre es doch auch ganz toll, wenn er eigentlich immer, wenn der Mensch selber irgendwo entspannt seinen Kaffee geniessen will, auch ganz gelassen daneben liegt und die Zeit mit seinem Menschen in Ruhe und Andacht geniesst. 


Und wenn man es eilig hat, soll er nicht rumtrödeln, sondern vorwärts machen. Schliesslich sieht er ja, dass wir jetzt gerade keine Zeit haben. Was natürlich auch noch ganz schön wäre, wäre ein Hund, der einen so richtig umfassend verstehen könnte. Es gibt ja tatsächlich Hunde, die sich ihrem Menschen sehr verbunden fühlen und man hat manchmal das Gefühl, sie können jeden Satz verstehen, den sie von ihren Menschen hören. Das wäre doch toll! Ach ja, und in der heutigen Zeit sollte es eigentlich auch zum Standard gehören, dass der Hund lernt, Giftköder anzuzeigen, statt alles zu fressen, was wie im Schlaraffenland auf dem Weg liegt.

 

Entsprechend könnte er ja auch noch lernen, wie man Trüffel findet, damit auch er mal für etwas auf dem Tisch sorgen kann, statt immer nur umgekehrt. Und natürlich wäre es schon schön, wenn er auf dem Hundeplatz gut mitmacht und die dort gelernten Dinge auch subito auf die Aussenwelt übertragen könnte.

 

Zu viel verlangt?

 

Ich habe noch lange nicht alle Dinge aufgezählt, die die Menschen von ihren Hunden erwarten, aber um klar zu machen, was ich vermitteln möchte, reichen diese Beispiele erst einmal. 

 

Es ist auffällig, wie viele Menschen denken, dass ein Hund im Mindesten Wörter wie «Sitz, Platz oder Bleib» einfach kennen und auf jeden Fall sofort befolgen muss. Landläufig hält man das für normal und es wird ganz einfach erwartet. Lustigerweise denken das viele Menschen mit Hunden, aber auch sehr viele Menschen, die selbst keine Hunde haben. Es wurde uns Menschen also wahrscheinlich irgendwann in der Prägungsphase beigebracht und wir nehmen es deshalb als selbstverständlich an, dass Hunde uns verstehen und unsere Kommandos befolgen können. Aber alle diese oben beschriebenen Erwartungen erfordern von unseren Hunden ein grosses Mass an Aufmerksamkeit, Willen, Intelligenz, Sozialkompetenz und Lernfähigkeit, welches die meisten Menschen deutlich unterschätzen. Und ausser dem Beispiel mit dem Trüffel entspricht kein einziges dieser Beispiele der Natur des Hundes und alles weiter Aufgeführte widerspricht in der Tat seinen natürlichen Verhaltensweisen. Ich möchte diese Thematik einmal von einem ganz anderen Standpunkt aus beleuchten:

 

Hunde sind eine völlig andere Spezies als wir Menschen.

 

Sie kommunizieren anders, ernähren sich natürlicherweise von anderen Dingen, sie sehen komplett anders aus als wir und haben völlig andere Sinneswahrnehmungen. Ihre Lebensdauer ist viel kürzer als unsere und sie haben andere Krankheiten. Es sind meistens andere Viren, Bakterien oder sonstige Krankheitserreger, die bei ihnen ihren Wirt finden. Sie haben ein Fell, ein anderes Gebiss als wir, leben im Moment und haben ganz andere Fähigkeiten, aber auch andere Bedürfnisse. Und nun gehen wir hin und erwarten einfach völlig selbstverständlich, dass diese von uns gänzlich unterschiedliche Spezies uns versteht und einfach so unsere Befehle befolgt? Und das auch noch, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Ist das in Ordnung? Oder sollten wir stattdessen nicht eher dankbar sein, dass diese wundervollen Tiere sich bemühen, uns zu verstehen? Ist es nicht eigentlich eher ein Wunder, dass sie mit uns eine Allianz eingehen möchten? Denn seien wir mal ehrlich: eigentlich kämen Hunde ganz gut ohne uns aus und ihr Alltag wäre deutlich entspannter, wenn sie nicht pausenlos unseren Anforderungen gerecht werden und unsere Ansprüche erfüllen müssten. Hunde sollen unsere Art zu kommunizieren einfach so verstehen, während die meisten Menschen nicht einmal ansatzweise in der Lage sind, die Kommunikation ihrer Hunde zu verstehen. Und viele Menschen versuchen es nicht einmal. Sie denken, es sei nicht nötig, weil ja der Hund sie versteht. Aber das ist ein Trugschluss. Eigentlich ist es nämlich viel wichtiger, dass der Mensch den Hund versteht, wenn er ihm etwas beibringen möchte. Ich mache gerne den Vergleich mit Kaninchen, Meerschweinchen oder Wildtieren. Würden wir von einem Meerschweinchen oder einem Hirsch erwarten, dass sie die Worte «Sitz, Platz oder Bleib» verstehen und befolgen? Würden wir nicht, oder? Einfach weil es eine komplett andere Spezies ist, völlig anders aussieht, anders kommuniziert und andere Interessen hat als wir. 

 

Der andere Blickwinkel

 

Können wir unter diesem Aspekt vielleicht einmal unsere Hunde aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten und statt sie anzuschreien, weil sie unsere Kommandos nicht sofort und plötzlich befolgen, ihnen einfach nur einmal danke sagen, dass sie sich bemühen, den ganzen Tag unsere Anforderungen zu erfüllen und versuchen, uns zu lesen und zu verstehen? Es ist nämlich auch interessant, wie selten man von Menschen hört, wie sie ihren Hunden mal ein «Danke schön» aussprechen. Als ob Hunde den gängigen Wortschatz zwar verstehen würden, ein «Danke» aber nicht? Probieren Sie es aus und staunen sie, wie schnell Ihr Hund das Wort «Danke» und was es transportieren soll, versteht, wenn es von Herzen kommt und so gemeint ist. Nur keine Hemmungen, das wird ihre Beziehung zu Ihrem Hund um einen Quantensprung anheben, versprochen!

 

Möchten Sie lernen, Ihren Hund besser zu verstehen und so eine tiefere Bindung mit ihm eingehen? Dazu empfehle ich ihnen das Buch «Hundeverhalten» von Barara Handelman mit vielen Illustrationen und Beschreibungen, durch die sie lernen, Ihren Hund besser zu lesen und zu verstehen. 

 

Von Herzen alles Liebe für Sie und Ihre Haustiere!

 

Manuela Peter

 

Buchtipp

 

«Hundeverhalten», Barbara Handelman, ISBN 978-3-440-12069-9, Herausgeber Kosmos