Entscheidungsfreiheit
Mir persönlich ist meine Freiheit in allen Belangen sehr wichtig. Nicht umsonst bin ich selbständig und mein eigener Chef in der Arbeit und kann deshalb alles mögliche in meinem Leben selbst entscheiden. Und was dürfen eigentlich unsere Hunde noch frei entscheiden?
Grundsätzlich haben sie sich irgendwann im Laufe der Evolution freiwillig dem Menschen angeschlossen. Dass sie aber ihr Leben und ihre Entscheidungsfreiheit im Laufe der Zeit komplett abgeben, damit haben sie wohl eher nicht gerechnet. Manche Hunde leben immer noch frei und wild und entscheiden grösstenteils selbst über ihr Leben. Die Hunde, welche mit uns zusammenleben, haben in diesen Belangen jedoch die absolute Nachsicht.
Unsere Hunde sind zu allererst einmal ebenso freiheitsliebend wie wir und würden und könnten viele Entscheidungen im Leben problemlos selbst treffen. Wenn wir uns unter dieser Prämisse anschauen, wann wir Menschen überall die Entscheidung für unsere Hunde treffen, dann lohnt es sich, etwas genauer hinzuschauen und sich auch der grossen Verantwortung für das Glück seines Hundes bewusst zu werden.
Was entscheiden wir?
Es beginnt bei den Grundbedürfnissen. Wir entscheiden wann, wo, was, wieviel, wie oft und zu welcher Zeit unsere Hunde essen dürfen. Manche Menschen entscheiden, wo ihre Hunde sich erleichtern dürfen und manchmal sogar wie - wenn die Rüden zum Beispiel das Bein nicht heben dürfen. Sie dürfen nicht frei wählen wo, wann und wie lange sie schlafen. Die Hunde werden geweckt zum Spazierengehen oder weil wir sonst einen Termin haben. Wann und wie lange sie mit wem spielen wird überwacht und durch uns zugelassen oder eingegrenzt. Wir entscheiden, wann, wo und mit wem sie sich vermehren dürfen. Schlimmer noch, die Zuchthündinnen werden teilweise festgehalten und zur Kopulation gezwungen, wenn sie sich nicht decken lassen wollen. Wir entscheiden, wann, wo, wie lange, wie schnell und wie weit sie am Tag spazieren gehen. Durch Freizeitaktivitäten wie Hundesport entscheiden wir auch, was ihre Hobbies sein sollen. Wir entscheiden wie oft, wann und wie lange sie das Haus verlassen und in den Garten dürfen. Und dann entscheiden wir, was sie im Garten dürfen und was nicht. Bellen oder Beete umgraben dürfen sie nämlich nicht. Wir entscheiden wann sie ins Wasser dürfen, aber auch, wann sie ins Wasser müssen; wann sie gestreichelt werden und wann nicht. Selbstfürsorge wird unterbunden, da sie ihre Wunden nicht mehr selbst versorgen dürfen und ganz oft entscheidet der Mensch sogar, ob, wann, wo und wie sie sterben dürfen oder müssen.
Das ist nur ein kleiner Auszug aus den Entscheidungen, die wir für unsere Hunde treffen und sie somit in ihrer Freiheit stark begrenzen. Zusätzlich tragisch ist dabei, dass der Mensch ganz oft für seinen Hund vollkommen andere Entscheidungen trifft, als dieser treffen würde, wenn er wählen könnte. Wirkt sich das auf das Gemüt aus? Ja aber sicher! Durch die oft auch fehlplatzierten Entscheidungen setzen wir unsere Hunde manchmal täglich Stress und Unmut aus. Und es ist klar, dass Stress auf Dauer gesundheitsschädigend, genauso wie das Wohlfühlen stark gesundheitsfördernd wirkt.
Was können wir also tun?
Ich achte im Alltag der Hunde darauf, dass ich Ihnen immer wieder Entscheidungen überlasse. Sie dürfen oft wählen, wo wir beim Spazieren lang gehen, oder auch, wann wir wieder nach Hause gehen. Das Tempo geben meistens sie vor. Wenn meine Hunde mir Anzeigen, dass sie richtig Hunger haben, dann bekommen sie etwas zu essen. Denn ich selbst habe gar nicht gern Hunger und dieses Gefühl möchte ich meinen Hunden nicht zumuten. Natürlich achte ich darauf, die täglichen Mengen trotzdem einzuhalten, damit sie nicht an Gewicht zulegen. Meine Hunde dürfen entscheiden, wo sie schlafen – es werden keine Plätze zugewiesen und auch keine Plätze verwehrt. Sie dürfen sich melden, wenn sie in den Garten möchten oder wieder ins Haus, dann werden sie ein- oder ausgelassen. Wenn sie ein Nahrungsmittel nicht mögen, dann kommt das auch nicht in den Napf und wenn sie etwas sehr gerne mögen, dann bekommen sie das öfter. Sie dürfen mich auch nach Leckerchen fragen und bekommen welche – und zwar einfach so, weil es Freude macht und sie müssen gar nichts dafür tun. Wenn sie gestreichelt werden möchten, dann bekommen sie selbstverständlich Streicheleinheiten und wenn sie signalisieren, dass sie lieber Distanz möchten, respektiere ich das und lasse sie in Ruhe. Wenn es um Beschäftigungen geht, versuche ich möglichst ihre individuellen Bedürfnisse abzudecken und mit ihnen nur die Dinge zu unternehmen, die ihnen wirklich Freude machen.
Mit diesen täglich zu ihren Gunsten gewählten Entscheidungen und kleinen Entscheidungsfreiheiten versuche ich, einen Ausgleich dafür zu schaffen, dass sie trotz allem in unserem Leben ganz oft nicht entscheiden können und sich fügen müssen, weil ungeachtet dessen unser Alltag, die Arbeit oder die Umstände die Abläufe vorgeben.
Denkanstoss
Mit dem heutigen Beitrag hoffe ich, Sie als werte Leser etwas dafür zu sensibilisieren, dass wir rein durch unser Leben, unseren Alltag und die Lebensumstände, die wir mitbringen, unseren Hunden Ihr Leben stark begrenzen und dass wir trotzdem etwas tun können um dem etwas entgegen zu wirken und etwas mehr Freude und Freiheit in ihren Alltag zu bringen.
Machen Sie sich gerne einmal Gedanken, wo im Leben Ihres Hundes Sie ihm noch etwas mehr Freiheit zugestehen können. Denn hier kann man mit wenig sehr viel erreichen
- zu Gunsten der Gesundheit und des Wohlbefindens wie auch für eine liebevolle Beziehung zu seinem Hund.
Alles Liebe für Sie und Ihre Haustiere!
Manuela Peter
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